Hier gibt es immer wieder etwas Neues zu lesen...

Leseprobe aus ENTICE ME

VANITY M. GREY

(c) 2024

 

 Kapitel 19

 

Beck

 

Die Alte macht mir langsam richtig Spaß! Es nicht das erste Mal, dass ich den Shop betrete, doch es ist auf jeden Fall das erste Mal mit einer Frau ihres Alters. Meistens gehe ich alleine rein, auf der Suche nach etwas Besonderem für meinen Fundus. Doch heute schiebe ich den leichtgängigen Rollstuhl vor mir her und beobachte amüsiert die Reaktion der Lady.

Allerdings zeigt sie sich keinesfalls schockiert, sondern vielmehr voller Interesse für die Dinge, die hier angeboten werden.

»Schieben Sie mich doch bitte mal dort rüber, Herr Beck«, verlangt sie und deutet auf eines der Regale. »Oder warten Sie, das ist gar nicht nötig.« Energisch wuchtet sie sich aus dem Rollstuhl und macht sich selbst auf den Weg zu ihrem Ziel. 

Der Typ hinter der Kasse legt die Stirn in Falten, als er uns entdeckt und nickt mir dann grüßend zu. Vermutlich bekommt er nicht oft Besuch von Kundinnen jenseits der achtzig.

Ich kenne ihn gut. Nicht, weil ich hier jede Woche einkaufe, sondern weil er ein Prospect im MC ist. Liam ist knapp zwanzig und hat den Job hier nur angenommen, weil er Personalrabatt bekommt, das hat er mir mal erzählt.

»Hallo, Beck«, begrüßt er mich höflich, wie ich es von einem erwarte, der noch kein Fullmember ist und somit in der Rangfolge weit unter mir. 

»Liam, alles klar?«, gebe ich lässig zurück.

Er nickt und schlendert zu mir herüber, während Frau Goldbach inzwischen fasziniert die Auslage betrachtet. Mit gesenkter Stimme wendet er sich an mich. »Wen hast du denn da mitgebracht?«

Ich habe eigentlich keine Lust, ihm lang und breit zu erklären, wie ich dazu komme, mit einer Rentnerin einen Sexshop zu besuchen. »Eine alte Freundin«, gebe ich knapp Auskunft und weiß, dass er nicht nachfragen wird. Es steht ihm einfach nicht zu. Daher nickt er nur, wirkt aber nicht besonders zufrieden mit meiner Antwort. 

»Sucht ihr etwas Bestimmtes?«

Ich setze eine undurchdringliche Miene auf und bemühe mich, ernst zu bleiben. »Elke braucht einen neuen Dildo.«

Liams Reaktion ist unbezahlbar. Gut, ich muss zugeben, dass auch meine Gesichtszüge entgleist sind, als sich Frau Goldbach mit diesem außergewöhnlichen Wunsch an mich gewandt hat, während der Shop in Sicht kam. Vergeblich habe ich sie davon zu überzeugen versucht, dass das keine besonders gute Idee ist, aber sie hat sich verdammt energisch gezeigt. 

Nun stehen wir also hier und ich rechne jede Sekunde damit, dass Stella wie eine Furie hier hereinpreschen und mich beschimpfen wird. Andererseits wird es vermutlich ein Weilchen dauern, bis sie auf die Idee kommt, uns ausgerechnet hier zu suchen. Würde ich ja auch nicht. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass bei so alten Leuten der Ofen aus ist und Sex kein Thema mehr. Aber anscheinend habe ich mich getäuscht.

»Komme Sie bitte mal Herr, Herr Beck«, ruft mein Schützling und dreht sich mit einem geheimnisvollen Lächeln zu mir um. Sie entdeckt nun auch Liam und nickt ihm zu. »Hallo. Sind Sie hier der Kundenberater?«

»Der bin ich«, bescheinigt Liam mit einem schiefen Grinsen. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

»Allerdings.« 

Da ich ahne, dass es peinlich werden könnte, trete ich schnell neben Frau Goldbach. »Was kann ich denn für Sie tun?«

Ich bin wirklich kein Kerl, dem irgendetwas peinlich ist und mir ist keine perverse Neigung fremd. Aber hier mit einer Seniorin zu stehen, ist selbst für mich neu und nicht gerade angenehm. Außerdem kommen mir die ganze Zeit über Bilder in den Kopf, die nicht gerade dazu angetan sind, mich anzumachen. Weiße, schlabberige Haut, hängende Brüste und eine runzelige Hand, die einen Dildo – nein! Ich will dieses Gedanken nicht einmal zu Ende führen und sehe Liam an, dass es ihm ganz ähnlich geht.

»Da oben komme ich nicht ran«, erklärt Elke grimmig und reckt vergeblich ihren Arm nach oben, dorthin, wo in der obersten Reihe die ganz großen Apparate hängen. Dildos der Marke extragroß. Ich schlucke. »Dort oben?«, wiederhole ich ungläubig. »Frau Goldbach, ich glaube nicht, dass das das ist, was Sie suchen.«

»O doch!«, widerspricht sie energisch und legt mir die andere Hand auf den Arm. »Und du sollst mich doch Elke nennen, Jungchen.«

Ich hole tief Luft. »Gut. Okay, Elke.« Es kommt selten vor, dass ich um Worte verlegen bin. »Das dort ist ein ziemlich großes Teil. Mindestens dreißig Zentimeter und dick wie eine Salatgurke. Ich bin mir sicher, dass der etwas übertrieben ist. Liam, was sagst du dazu?«, wende ich mich hilfesuchend an meinen Kumpel. »Ich denke auch, dass der nicht so das Richtige ist.«

Zielstrebig greift Liam nach einem Dildo in Fleischfarbe, der anatomisch geformt ist und eher dem durchschnittlichen Original entspricht. Er holt die Schachtel aus dem Fach und hält ihn Elke hin. »Sehen Sie mal. Nicht zu groß und ansprechend geformt.«

»Der ist zu klein«, gibt Elke zurück und deutet unbeirrt auf den riesen Phallus. »Wenn Sie mir den nicht runterholen, klettere ich selbst da rauf.« 

Bei dem Wort runterholen muss ich grinsen und wechsle einen schnellen Blick mit Liam. »Gut, dann eben der.« Ich reiche Elke die Packung mit dem Teil, das auch als Bohrhammer durchgehen könnte. Sie greift mit beiden Händen nach der durchsichtigen Verpackung, wiegt sie in den Händen und betrachtet den Artikel beinahe liebevoll.

Liam und ich beobachten sie fasziniert dabei. »Ja, der ist perfekt. Genau so einen hatte ich früher auch, aber meine Kinder haben ihn leider nicht mit eingepackt, als ich in die Seniorenresidenz gezogen bin.«

Sogar ich zucke bei der Vorstellung zusammen, was sich in den Gesichtern der Kinder abgespielt hat, als sie bei der Wohnungsauflösung solch ein Ding im Schrank ihrer Mutter oder Großmutter gefunden haben. 

»Was haben Sie denn noch Schönes?«, fragt Elke den inzwischen sichtlich schwitzenden Liam. »Ach, richtig, ich brauche ja auch noch etwas Gleitgel. Ich bin untenrum nämlich so trocken wie die Wüste Gobi«, informiert sie uns über Details, die niemand wissen will. Liam räuspert sich und sieht zu, dass er in Richtung Kasse verschwindet. Direkt daneben befinden sich sämtliche Variationen von Gleitgel, das weiß ich nur zu gut. Von dem Zeug kann man schließlich nie genug im Haus haben.

»Hier finden Sie alles, was sie brauchen!«

Interessiert schaut Elke sich in aller Ruhe das Angebot an. Währenddessen halte ich die Verpackung mit dem riesigen Dildo in der Hand und tausche mit Liam ein amüsiertes Kopfschütteln aus. »Und, sonst so?«, frage ich ihn halblaut. »Kommst du am Wochenende auch mit?«

 

 

 

Ich hoffe, dieser kleine Einblick in Becks Welt hat euch Appetit gemacht? Wenn ihr Lust bekommen habt, weiterzulesen: es dauert gar nicht mehr lange, dann feiert Entice Me Release. Vorbestellungen sind bereits jetzt möglich!

 

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